Rückblick: Die Zukunft von Familienunternehmen und -vermögen in Deutschland & Europa
- Nikita Gontschar
- 8. Apr. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Familienunternehmen sind das Rückgrat der deutschen und europäischen Wirtschaft. Sie stehen für Innovation, Tradition und nachhaltiges Wachstum – und sie navigieren zugleich durch einen Strauß neuer Herausforderungen: Digitalisierung, ESG, geopolitische Risiken und komplexe Nachfolgen. Gemeinsam mit dem bdvb – Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte e.V. – haben wir diese Themen am 8. April 2022 in der Villa Bonn in Frankfurt mit Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Beratung diskutiert.

Die Veranstaltung brachte Impulse aus Wissenschaft und Praxis zusammen:
Prof. Dr. Nadine Kammerlander (WHU): Familienunternehmen – Erfolgsmotor für die nachhaltige Entwicklung unserer Wirtschaft
Dr. Nikita Gontschar (GxG Legal): Generationenübergang erfolgreich gestalten
Dr. Stefan Liniger (Kaiser Partner): Familienvermögen dauerhaft sichern und mehren
Aus dem Dialog ließen sich vier Leitfragen für Unternehmerfamilien, Family Offices und ihre Berater herausarbeiten:
Vermögensschutz & Portfoliosteuerung:
Wie schützen wir Familienvermögen in volatilen Zeiten – rechtlich, strukturell und an den Kapitalmärkten? Robust sind Set‑ups, die Haftungsquellen trennen (Operating vs. Holding), Liquiditätspuffer vorhalten und Allokationen an klaren Risikobudgets ausrichten statt an Bauchgefühl.
Nachfolge & Next Gen:
Welche Modelle funktionieren langfristig? Erfolgreiche Nachfolge verbindet frühzeitige Governance (Familienverfassung, Gremien, Kompetenzprofile) mit gezielter Qualifizierung der nächsten Generation – und mit realistischen Zeitachsen. Übergaben scheitern selten am Recht, häufiger an Erwartungen, Rollen und Kommunikation.
ESG & verantwortungsvolles Investieren:
ESG ist kein „Nice to have“, sondern wirkt direkt auf Reputation, Finanzierungskosten und Deal‑Zugang. Entscheidend ist die Übersetzung von Zielen in messbare Kennzahlen (z. B. CO₂‑Intensität je Umsatz, Lieferketten‑KPIs) und in Anlagerichtlinien, die Rating‑/Regulatory‑Risiken antizipieren, ohne Chancen abzuwürgen.
Family Offices & Internationalisierung:
Mit wachsender Komplexität steigen die Anforderungen an Deal‑Sourcing, Manager‑Selektion und Governance. Trendthemen: Club‑Deals mit Co‑Investoren, thematische Satellitenmandate (z. B. Infrastruktur, Private Credit) und Strukturen, die grenzüberschreitend Steuer‑, Aufsichts‑ und Haftungsfragen sauber lösen.
Die Beiträge machten deutlich, dass erfolgreiche Familienunternehmen vor allem von klarer Governance leben: eine geordnete Nachfolge, transparente Entscheidungswege und die frühzeitige Einbindung der nächsten Generation. Nur so lassen sich Konflikte vermeiden und Vermögen langfristig sichern. Parallel gewinnt die Resilienz des Portfolios an Bedeutung – durch saubere Trennung von Haftungsquellen, klare Risikobudgets und Diversifikation. ESG-Kriterien sind längst kein „Add-on“ mehr, sondern beeinflussen Finanzierung, Reputation und Investitionszugang unmittelbar.
Das zentrale Fazit: Wer sein Familienvermögen für kommende Generationen bewahren will, braucht ein Zusammenspiel aus rechtlich stabilen Strukturen, professionellem Portfoliomanagement und einer offenen Familienkultur. Nachhaltigkeit, Internationalisierung und die Qualifizierung der Next Gen sind dabei die Schlüsselfaktoren für Zukunftsfähigkeit.
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