Durch die Globalisierung und die zunehmende Konzentration von Vermögen wächst der Trend zur Professionalisierung der privaten Vermögensverwaltung und des Familienmanagements bei wohlhabenden Familien. Ein zentraler Anreiz ist die Sicherung und Weitergabe des Vermögens an die nächste Generation. In diesem Zusammenhang gewinnen sogenannte Family Offices zunehmend an Attraktivität für wohlhabende Familien. Allein in den letzten Jahren wurden weltweit über 8.000 Family Offices gegründet.
Studien zufolge wird erwartet, dass die Family Offices Branche von weltweit 138 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf 233 Milliarden US-Dollar im Jahr 2029 wachsen wird, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 11 % im Prognosezeitraum (2024–2029) entspricht.
Family Offices unterstützen Familien insbesondere bei der Verwaltung und Strukturierung ihres Vermögens. Art und Umfang der Unterstützung richten sich dabei nach den individuellen Bedürfnissen und der finanziellen Situation der jeweiligen Familie. Durch die zunehmende Professionalisierung können bestehende Strukturen, Prozesse und Anlageentscheidungen optimiert und an aktuelle Anforderungen angepasst werden. Während einige Familien lediglich eine Beratung durch einen vertrauten Ansprechpartner bevorzugen, agieren die Family Offices anderer Familien ähnlich wie Private-Equity-Investoren.
Grundsätzlich wird zwischen Single Family Offices (SFOs) und Multi Family Offices (MFOs) unterschieden. Im Folgenden wird ein Überblick über die verschiedenen Aufgabenbereiche eines Family Offices sowie über die vielfältigen Möglichkeiten zur individuellen Ausgestaltung gegeben.
Single Family Offices
Das klassische Single Family Office (SFO) besteht aus spezialisierten Dienstleistern, die die Familie sowohl in ihrem Alltag als auch in der Verwaltung ihres Vermögens unterstützen. Dazu gehören beispielsweise persönliche Assistenzen, Hausverwalter für Immobilien im In- und Ausland, Chauffeure oder Sicherheitspersonal. Ergänzt wird dieses Team durch Finanz- und Rechtsberater sowie Vermögensverwalter, die sich ausschließlich um das Familienvermögen kümmern. Ein klassisches SFO operiert wie ein Unternehmen mit dem Ziel, das Privatvermögen der Familie zu sichern, zu optimieren und zu steigern. Die Kernaufgaben umfassen strategische Investments sowie die rechtliche und steuerliche Strukturierung des Vermögens.
Ein SFO ist besonders für Familien(-stränge) attraktiv, die ein Vermögen gemeinsam geerbt haben, das erhalten bleiben soll. Ein typisches Beispiel hierfür ist etwa die gemeinsame Verwaltung und Erhaltung einer Kunstsammlung oder eines Immobilienportfolios, bei dem die Interessen der Familie gebündelt und langfristige Strategien verfolgt werden.
SFOs können individuell ausgestaltet sein:
Einige Familienunternehmen führen ein embedded SFO, das sich häufig organisch aus dem Unternehmen entwickelt hat. Hierbei werden Aufgaben für das Familienunternehmen und die Familie oft vermischt, sodass das SFO direkt in die Strukturen des Unternehmens eingebettet ist.
Im Gegensatz dazu konzentrieren sich sogenannte limited SFOs auf spezifische Bereiche der Unterstützung, wie etwa private Investmentgesellschaften, die ausschließlich eine Familie zu ihrem Vermögen beraten. Angesichts der steigenden Nachfrage haben einige Hedgefonds ihre regulären Kunden aufgegeben, um sich ausschließlich auf die Verwaltung der Vermögen weniger Familien zu spezialisieren. Limited SFOs erweitern häufig ihr Dienstleistungsangebot, beispielsweise um Rechts- oder Steuerberatung, wobei diese zusätzlichen Services optional bleiben.
Manche SFOs beraten nicht nur eine einzelne Familie, sondern einen gesamten Familienclan. Diese sogenannten Hub-and-Spoke SFOs bieten eine flexible Struktur, bei der bestimmte Teile des Finanzmanagements (der „Hub“) zentralisiert werden, während andere Vermögensteile in Eigenregie verwaltet werden (der „Spoke“). Dieses Modell ermöglicht eine Reduzierung der Kosten, da die zentralisierten Dienstleistungen effizienter genutzt werden können.
Multi Family Offices
Ein Großteil der Family Offices wird nicht als Single Family Offices (SFOs), sondern als sogenannte Multi Family Offices (MFOs) geführt. Dabei handelt es sich um Strukturen, in denen Berater und Dienstleister nicht exklusiv für eine einzige Familie tätig sind, sondern eine Mehrzahl von Familien als Kunden betreuen. Der Hauptvorteil eines MFOs liegt in den geringeren Kosten und der reduzierten Verantwortung für die Dienstleister, was es besonders für Familien attraktiv macht, die den Aufwand eines SFOs (noch) nicht auf sich nehmen wollen.
Das klassische MFO bietet seine Dienstleistungen mehreren, nicht miteinander verwandten oder (notwendigerweise) bekannten Familien an. Dabei kann ein MFO, je nach seiner Größe, den angebotenen Leistungen und den spezifischen Anforderungen der betreuten Familien, mit wenigen wohlhabenden Familien zusammenarbeiten oder ein größeres Netzwerk betreuen. Einige MFOs agieren zudem als sogenannte Virtual MFOs, bei denen die angefragten Leistungen entweder intern erbracht oder an externe Dienstleister wie Banken ausgelagert werden.
Ein weiterer Vorteil eines MFOs ist die Möglichkeit, für die betreuten Familien gemeinsame Investments (sog. Club-Deals) zu organisieren. Dadurch können exklusive und oft lukrativere Opportunitäten realisiert werden, die möglicherweise nicht leicht zugänglich wären.
MFO-Dienstleistungen werden häufig auch Unternehmen angeboten, die sich selbst nicht als Family Offices verstehen, wie beispielsweise größere Finanzberatungsfirmen oder (Privat-) Banken. Solche Anbieter werden auch als Family Office Practices bezeichnet. Angesichts der steigenden Nachfrage nach MFOs und dem Wunsch vieler Familien nach umfassenden, professionellen Lösungen erweitern immer mehr etablierte Beratungsunternehmen ihr Dienstleistungsspektrum. Ziel ist es, eine „One-Stop-Shop“-Lösung bereitzustellen, die den vielfältigen anspruchsvollen, finanziellen und administrativen Bedürfnissen der Familien gerecht wird.
Fazit
Statistiken belegen eindeutig, dass der Trend zur Gründung von Family Offices und zur Inanspruchnahme ihrer Dienstleistungen nicht nur anhält, sondern weiter zunimmt. Dabei gewinnt auch die Professionalisierung bereits bestehender Family Offices zunehmend an Bedeutung, um das Familienvermögen noch effektiver und nachhaltiger, insbesondere für nachfolgende Generationen, zu verwalten und zu vermehren.
Ein Family Office lässt sich flexibel an die individuellen Bedürfnisse und Ziele einer Familie anpassen. Diese Anpassungsfähigkeit ermöglicht die Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen, die optimal auf die spezifische Familiensituation und deren langfristige Strategien abgestimmt sind.
Comments